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Meine Abenteuer beim Übersetzen, 8: Ein Blick in die Zukunft – Norwegen

Jetzt wird es amtlich – Norwegen wird Gastland der Frankfurter Buchmesse 2019. Plötzlich läuft mein Mailkasten über: „Na, bist du schon bei den Vorbereitungen?“ Äh, nein? Ich weiß nicht, was die Fragenden von mir erwarten, ob überhaupt etwas erwartet wird. Aber erst mal, freuen wir uns! Es heißt ja, „aller guten Dinge sind drei“, und auch: „Sprichwort – wahr’ Wort.“

Der erste Versuch war 1997. Norwegen, Schweden und Dänemark sollten gemeinsam Gastland werden, „Skandinavien“, sozusagen. Aber Norwegen stieg aus, die Beteiligungskosten (den Status als Gastland kriegt man nämlich nicht geschenkt) waren ihnen zu hoch. Worauf Schweden und Dänemark auch nicht mehr wollten, weil Norwegen dann heimlich davon profitiert hätte – alle hätten nur „Skandinavien“ gedacht und auch norwegische Bücher gekauft, gewissermaßen illegal. Weil das also zu teuer war, sprang das reiche Portugal ein und machte eine phantastisch gute Buchpräsentation.

Einige Jahre später bekam ich eine Vorladung. Wirklich, es war keine Einladung. Keine Frage von „Könnten Sie bitte“ oder „Würden Sie vielleicht“, sondern: dann und dann sollte ich im Norwegischen Konsulat in Hamburg erscheinen und erklären, warum Norwegen Gastland des Jahres 2005 oder 2006 werden sollte.
Im Konsulat saßen der Konsul und zwei Herren vom Königlich Norwegischen Außenministerium und hörten sich meine vielen guten Gründe an. Es gab auch etwas zu trinken, und die Herren notierten alles, stellten noch ein paar Fragen und erklärten dann, jetzt seien sie überzeugt, und sie würden alles dafür tun, um Norwegen bald zum Gastland zu machen.
Keine Ahnung, was dann passierte. Der Konsul wurde abberufen (sicher aus anderen Gründen), die Herren aus dem Außenministerium hüllten sich in Schweigen, Norwegen wurde weder 2005 Gastland (Südkorea) noch 2006 (Indien). Nun aber, 2019.

Unni Lindell – unbedingt zu entdecken Norwegens erfolgreichste Krimiautorin überhaupt Foto: Johs Boe
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Lieblingsautorin 1: Nobelpreisträgerin Sigrid Undset Foto: 1928
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Lieblingsautorin 2: Marianne Fastvold Foto: Marius E. Hauge & Thale Fastvold
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Die Frage, ob ich mich schon vorbereite, wird seit einer Woche mehrmals pro Tag gestellt, aber wenn ich zurückfrage, wie ich mich denn vorbereiten soll, gibt es keine Antwort – wenn jemand eine weiß, bitte, hier unten ist Platz genug. Es gibt Gerüchte, dass manche sich schon in Position bringen, um die großen Aufträge abzukriegen – aber wie machen die das? Ich habe keine Ahnung und finde das alles sehr verwirrend. Aber ich fange jetzt auch an, mich vorzubereiten.

Das Börsenblatt des Deutschen Buchhandels schreibt übrigens nur von „Nordmännern“ und nennt nur Männer aus Norwegen. Darauf hat mich Else Laudan aufmerksam gemacht, in ihrem Argument-Verlag erscheinen Bücher von norwegischen Autorinnen wie Kim Småge (Norwegens erste feministische Krimiautorin) und Herbjørg Wassmo (die 1987 als zweite Autorin seit Bestehen dieser Auszeichnung mit dem Literaturpreis des Norwegischen Rates ausgezeichnet wurde).

Deshalb suche ich jetzt Lieblingsautorinnen heraus, deren Bücher unbedingt (wieder)übersetzt werden müssen, lese mich fest und vergesse darüber die aktuelle Arbeit. Ich finde, das ist eine hervorragende Vorbereitung, und bis 2019 dauert es ja auch noch eine Weile, bis dahin kann ich ganz viele Lieblingsautorinnen lesen! – Übrigens gibt es eine schöne Geschichte von Marianne Fastvold (2. Lieblingsautorin) in dem Buch „Weibsbilder“ bei der Edition Narrenflug, das seit Ende 2018 allerdings nur noch antiquarisch oder bei Amazon zu haben ist.

Ein Gastbeitrag zum Thema „Buchherstellung“, Evelyn Kuttig.


Ich freue mich, wenn Sie diesen Beitrag weitersagen:
Gabriele Haefs

Gabriele Haefs

2 Gedanken zu „Meine Abenteuer beim Übersetzen, 8: Ein Blick in die Zukunft – Norwegen“

  1. Hallo Fr. Kuttig,
    Literatur kann, so ist es mir noch in Erinnerung, ein super – spannendes Thema sein. Hauptsache es wird nicht zu intelektuell. So mit 30 habe ich fast aufgehört Bücher zu lesen. Heute nur noch aktuelle news. “ Dazwischen “ überließ ich es den Dramaturgen Texte umzusetzen, da die visuelle Beurteilung von Text – und Bühnen – Inhalten schon genug momentane Interpretationsfähigkeit kostete. Ehrlich das kann zehrend sein, bis man keine Begeisterungsfähigkeit mehr aufbringen kann. Lange ist´s her. Heute möchte ich mir die “ Muße “ der literarischen Deutung wieder erarbeiten, da ich glaube, Bücher werden alltagsspannend bleiben. Trotz e – books. Es würde mich freuen, wenn ich ab und an etwas Neues von Ihren Recherchen über neue, alte Bücher abbekomme.
    grüße, Detlev Kügler/xing

    1. Lieber Herr Krüger,
      ich freue mich über Ihren Sinneswandel und darüber, dass dieser Beitrag von Dr. Gabriele Haefs aus ihrem prallen Berufsleben dazu beigetragen hat.
      Wie schön, wir sehen uns also nicht nur bei XING wieder!
      Herzliche Grüße
      Evelyn Kuttig

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