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Lest die Klassiker I – John Galsworthy

John Galsworthy 1932
John Galsworthy 1932

Cover_Narrenflieger_WP

Es ist so schön, ein neues Buch zu bekommen, es aufzuschlagen, daran zu riechen … manche Bücher riechen ganz schrecklich, dieses zum Glück nicht. Bei auf irgendeine Weise „eigenen“ Büchern ist es noch aufregender. Dieses hier riecht zum Glück sehr angenehm. Und es sind schöne Geschichten drin, unter anderem eine von John Galsworthy.

John Galsworthy, ein Mann mit wunderbar spitzen Elfenohren, bekam 1932 den Literaturnobelpreis, hat Romane, Theaterstücke und Erzählungen geschrieben, und eine Erzählung ist in diesem Buch. Galsworthy zu übersetzen, den meines Wissens einzigen Nobelpreisträger, der sich selbst als Feministen bezeichnete, ist etwas ganz besonderes, große Ehre irgendwie. Die Geschichte „Salta pro nobis“ handelt von der letzten Nacht einer Tänzerin, die wegen Spionage zum Tode verurteilt worden ist. Der Autor hat zweifellos an Mata Hari gedacht, nennt aber keinen Namen. Auch in der Geschichte gibt es für die Tänzerin, der die ganze Sympathie des Autors gehört, keine Rettung, aber in ihrer letzten Nacht tragen sich erstaunliche Dinge zu. Mehr wird nicht verraten. Es soll hier ja eigentlich eher um Galsworthy gehen, einen wunderbaren Autor, der im Moment viel zu wenig gelesen wird.

Sein bekanntestes Werk ist die „Forsyte Saga“, und wenn man es in jungen Jahren erstmals liest, schmilzt man dahin vor Mitleid mit der schönen Irene in ihrer unglücklichen Ehe. Liest man es später wieder, schmilzt eher das Mitleid und zwischen den Zeilen merken wir, daß dem Autor sein Geschöpf zusehends auf die Nerven geht. Und dies ist mir neulich passiert:
Die Krimiautorin Anne Holt und ich sprachen über unsere Lieblingsautoren und beide nannten wir sehr bald John Galsworthy. Worauf Anne Holt tief Luft holte und rief: „Aber diese Irene Forsyte … diese … diese …“ Dann fiel ihr kein passendes norwegisches Wort ein. „Superbitch!“, rief sie. „Wie hat Galsworthy es nur durch sechs Bände mit ihr aushalten können? Der arme Mann!“ So urteilt eine Romanautorin, die selbst Probleme mit ihren Personen hat. Und – was für ein Urteil! Was für ein Lob. Grund, sofort wieder Galsworthy zu lesen, und sei es nur diese eine Erzählung!

Dieses Buch ist seit Ende 2018 nur noch antiquarisch oder bei Amazon im Handel, weil die Edition Narrenflug eingestellt wurde.

Ein Gastbeitrag zum Thema „Buchherstellung“, Evelyn Kuttig


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Gabriele Haefs

Gabriele Haefs

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