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Biografische Bücher verlegen? Ich hab’s gewagt! – von P. Katharina Thölken

P. Katharina Thölken

Von 2006 bis 2020 hatte ich meinen kleinen atemwort verlag, in dem bisher so unterschiedliche Dinge wie Kinderhörbücher, Gedichte und Sachbücher erschienen sind. Der Verlag war vor Tippi mein zweites Standbein. Ich hatte ihn gegründet, weil er eine gute Ergänzung darstellte zu meiner Tätigkeit als Texterin, Ghostwriter und AutorInnenberaterin. Na ja, und weil ich es leid war, selbst auf Verlagssuche zu gehen.

Verlagssuche – die Geduldsprobe für Autorinnen und Autoren

Einen Verlag zu finden ist für viele Schreibende die sicherlich größte Hürde. Ganz besonders gilt das für alle, die autobiografisch schreiben. Wer nicht gerade eine berühmte Schauspielerin, ein bekannter Politiker ist oder sonstwie in der Öffentlichkeit steht, für den bleiben Verlagstüren geschlossen.

Dabei gibt es so viele Menschen, die ein wirklich außergewöhnliches Leben oder auch nur einen Lebensabschnitt hinter sich haben, der die Grenzen des „normalen Lebens“ sprengt. Menschen, die eine ganz eigene Sicht auf die Dinge haben, von denen viele hören bzw. lesen sollten. Würden wir offener sein für Lebens- und Denkweisen anderer Menschen, gäbe es vermutlich weniger Hass, Fremdenangst und Ausgrenzung.

Monika

Eine, die selbst als Kind die Erfahrung der Ablehnung machte, weil sie als Tochter einer Schlesierin und eines sudetendeutschen Flüchtlings niemals wirklich in ihrer Geburtsstadt Bonn dazugehörte, ist Monika E. Neumann. Es mag noch andere Gründe gegeben haben, wie ihre Sehschwäche. Von der erzählt sie in ihrem soeben erschienenen Buch „Alles für die Liebe“. Es ist eines dieser Bücher, bei denen man sich fragt: Ist das wahr? Das soll wirklich so passiert sein? Diese Ungläubigkeit ist nicht nur den schier unglaublichen Ereignissen geschuldet, sondern auch dem romanhaften Stil, in dem sie ihre Geschichte erzählt.

Die autobiografische Geschichte

Monika hat Biologie studiert und gleichzeitig, wie auch in den kommenden Jahrzehnten, ihre kranken Eltern und später die Nachbarinnen gepflegt. Sie hat einen Verwaltungsjob angenommen und pendelt zwischen Arbeitsstelle und Wohnung hin und her – von der Welt sieht sie nichts, die kennt sie nur aus Büchern. Als sie endlich frei ist, macht sie sich auf den Weg, ihren Lebenswunsch von einem Partner zu erfüllen. Hier beginnt ihre Geschichte im Buch. Mit Hilfe einer Partnervermittlungsagentur findet sie den Mann ihrer Träume: gebildet, gutaussehend, wohlhabend und aus vornehmen Kreisen.

Sie glaubt nicht an ihr Glück, besonders da sie gleichzeitig an Krebs erkrankt. Aber der Mann an ihrer Seite will tatsächlich alles mit ihr durchstehen. Er gibt ihr Kraft und überzeugt sie außerdem, eine Augenumschulung zu machen. Das Sehtraining wirft nicht nur ihr gewohntes Sehen durcheinander, sondern sorgt für eine Art neuronaler Explosion in ihrer linken Gehirnhälfte und bringt sie fast an den Rand des Wahnsinns. Doch sie steht alles durch. Ihm zuliebe! Um keinen Preis in der Welt will sie diesen Mann verlieren. Alles tut sie für ihn. Doch was hat er für Geheimnisse? Seltsame Begegnungen und seine Weigerung, sie in seine Kreise einzuführen, machen sie stutzig. Doch ist sie immer wieder geneigt, es ihrer mangelnden „Gesellschaftsfähigkeit“ zuzuschreiben. Drei Jahre lang, von 2013 bis 2016, führt sie Tagebuch darüber. Ihre Erkenntnis am Ende haut den Leser um.

Die Überarbeitung

Als ich ihre Geschichte lese und mit dem Lesen trotz des schier endlosen Umfangs nicht aufhören kann, wächst in mir die Überzeugung, dass sie es wert ist zu erscheinen – ganz gleich wie unbekannt Monika E. Neumann ist.

Wir arbeiten über Monate daran, kürzen erheblich, bis schließlich ein Buch von 480 Seiten vorliegt. Sie sorgt sich, dass ihre Lebenszeit zu begrenzt sein könnte, als dass sie auf die positive Antwort eines großen Publikumsverlages warten könne. Da kommt mir ein Gedanke: In den Jahren meiner Verlegertätigkeit habe ich die Erfahrung gemacht, dass Bücher mit regionalem Bezug besser über die Ladentheke gehen.

Bonner Biografische Reihe

Ich beschloss eine neue Buchreihe zu gründen: Die Bonner Biografische Reihe mit ausschließlich (auto-)biografischen Werken von Menschen aus Bonn und der gesamten umliegenden Region. Ein bisschen ärgere ich mich, dass mir die Idee nicht schon eher gekommen ist, denn als Ghostwriter habe ich durchaus schon spannende Lebensgeschichten von Leuten aus der Region geschrieben, die später aus unterschiedlichen Gründen im Nirwana versanken. Hätte ich die damals mal schon verlegt!

Das Werk von Monika E. Neumann erschien im Oktober 2017 in genau dieser Reihe in meinem Verlag und wartet auf Nachfolger. Und wie es die Ironie des Schicksals so will: Bisher haben sich fast ausschließlich überregionale Medien gemeldet, um darüber zu berichten. Na gut, darüber will ich weiß Gott nicht klagen.

Seit 2020 ist „Alles für Liebe“ nicht mehr beim atemwort verlag erhältlich, doch ist es weiterhin bei Amazon als Printbuch oder E-Book zu bestellen.

Weiterentwicklung und Fokussierung

Sowohl die Bonner Biografische Reihe als auch den  atemwort verlag hatte ich 2020 eingestellt. Schon 2016 schrieb ich die auf dem Foto mit mir links abgebildete Info-Broschüre zu Tippi, dem kleinen Buch mit großer Wirkung. Acht im Ausdruck unterschiedliche IllustratorInnen verwirklichen mit mir Ihr Tippi-Buch, mit dem Sie Kunden, Klienten, Patienten oder denen, die es werden wollen, Ihren Experten-Rat im handlichen Format schenken können.

Auf meiner Website erfahren Sie mehr über das Spektrum meiner Arbeit: Storytelling, Ghostwriting, Businessbücher und Biografien.

Ein Beitrag zum Thema „Buchherstellung“, SCHWARZaufweiss Evelyn Kuttig

aktualisiert am 31. Oktober 2020


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Evelyn Kuttig

Evelyn Kuttig

Ich arbeite(te) als Grafikdesignerin, Projektmanagerin, Rechercheurin, Redakteurin und Texterin. – Das Blog enthält Berichte aus meinem Arbeitsalltag und Gastbeiträge aus vielfältigen Arbeitsfeldern, die zur Entstehung von Büchern beitragen. – Auch im Ruhestand stehe ich Interessierten mit meinen vielseitigen Kenntnissen und Erfahrungen und psychologischem Gespür immer noch gerne mit Rat und Tat und Empfehlungen zur Seite.

3 Gedanken zu „Biografische Bücher verlegen? Ich hab’s gewagt! – von P. Katharina Thölken“

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