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Outi Kaden, Kinderbuchillustratorin – interviewt von Evelyn Kuttig

Outi Kaden ist eine Illustratorin, die ich schon vor Jahren auf XING in der Frauengruppe „Desperate Workwives – von Verzweiflung keine Spur“ kennenlernte. Auf Facebook erfuhr ich noch viel mehr Facetten von ihrem Tun. Outi ist sehr vielseitig tätig, doch vor allem im Bereich der Kinderbuchillustration. Sie zeichnet Prinzessinnen und Fabelwesen, Tiere und Insekten, schafft Zauberwelten für Kinder, liebevoll bis ins kleinste Detail. Zudem schreibt sie auch so manche Geschichte selbst.

Ich las ihr Pixi-Büchlein „Dezember mit Gästen“, in dem am Weihnachtsabend viele Überraschungsäste in einer kleinen Hütte auf einem Berg auftauchen, die von einem Jungen mit Katze und Vogel bewohnt wird. Am Ende sind es 16 Tiere, darunter ein kleiner Drachen, der Junge und ein Mädchen, die in der Hütte auf engem Raum Platz finden und zusammen feiern. Die Geschichte ist trotz ihrer Kürze sehr lehrreich und endet: „Noch nie war die Hütte an Weihnachten so voll gewesen und noch nie hatten sie so einen winzigen Weihnachtsbaum gehabt. Aber es war ganz sicher das lustigste und gemütlichste Weihnachtsfest, das sie jemals in der Hütte gefeiert hatten.“

Outi ist bei vielen Verlagen präsent – ars Edition, Arena, Carlsen, Coppenrath, HABA, Herder, Kaufmann, Kerle, Oetinger, Tessloff, FX Schmitt – und zeichnet viel Schönes für die Papeterie Grätz (Verlag).

Outi hat sowohl einen ganz eigenen Stil als auch eine besondere Art der Vermittlung. Beides machte mich neugierig 🙂

Bist Du mit Deinem Beruf Deiner Berufung gefolgt?

Ich habe schon immer sehr gerne gezeichnet und es war auch immer mein größter Wunsch, im künstlerischen Bereich zu arbeiten. Mein Umfeld ermutigte mich nach dem Abitur allerdings nicht, und so verließ mich der Mut, die „brotlose Kunst“ zu meinem Beruf zu machen. Ich absolvierte eine kaufmännische Ausbildung, hörte aber nie auf zu zeichnen. Nach der Geburt meiner Söhne gab es ein paar glückliche Zufälle und durch die schaffte ich den Einstieg in meinen Traumberuf. Ganz ohne passendes Studium, als Quereinsteigerin.

Hast Du ein Lebensmotto, das Du mit Deiner Arbeit vermitteln willst?

  1. Sei mit dem zufrieden, was du hast, auch wenn es nicht perfekt ist.
  2. Mach das Beste aus jeder noch so schwierigen Situation.
  3. Behandele Menschen so, wie du behandelt werden möchtest.

Für mich bist Du eine Wichtel-Expertin. Hat das was mit Deinem finnischen Ursprung zu tun?
Ganz sicher. Ich bin Halbfinnin und habe alle Sommer meiner Kindheit auf dem Hof meiner Großeltern in Finnland verbracht, das war wie in Bullerbü. Die finnische Natur, die einsamen Wälder, die Seen und das Licht haben etwas Zauberhaftes, Mystisches und Magisches. Sie ist für mich die beste Inspirationsquelle. Es gibt unzählige Geschichten und Sagen über Riesen, Trolle und Wichtel, das hat mich ganz sicher geprägt.

Den Gedanken, dass es Wichtel gibt, die auf die Menschen aufpassen, finde ich sehr schön. Sie leben in den Häusern, Ställen und natürlich auch in der Sauna. Früher haben die Menschen ihren Hauswichteln an Weihnachten Geschenke gemacht und etwas von dem Weihnachtsessen für sie übriggelassen.

Machst Du den Verlagen Themenvorschläge oder bekommst du eher Anfragen?

Das ist unterschiedlich. Überwiegend haben die Verlage schon ein ganz konkretes Projekt, das ich für sie illustrieren soll. Aber es gibt auch Aufträge, bei denen ich freie Hand habe, das liebe ich ganz besonders.

 

Hast Du manchmal Hürden zu überwinden, weil die Ideen haken?

Nein, eigentlich nie. Wenn ich einen Text lese, sehe ich eigentlich immer sofort Bilder vor mir. Es kann nur vorkommen, dass die Lektorin andere Bilder sieht, dann wird’s manchmal schwierig.

Was macht Dir am meisten Spaß?

Am meisten mag ich Projekte, bei denen ich freie Hand habe und sie dürfen nicht zu realistisch sein. Sachbücher zu illustrieren würde mir sehr schwer fallen, ich mag es phantasievoll. Meine Wichtelwimmelbücher zum Beispiel. Da hatte der Verlag nur grob das Thema vorgegeben, aber auf den Seiten konnte ich mich austoben. Ich liebe es, kleine Nebenszenen einzubauen, die nicht wirklich etwas mit der Handlung zu tun haben: kleine Krabbelviecher wie strickende Spinnen, mit dem Hut winkende Würmer oder tanzende Mäuse. Außerdem habe ich eigentlich immer mehrere Ideen für eigene Projekte, Geschichten und Illustrationen – es macht mir großen Spaß, diese weiterzuentwickeln. Und ich probiere wahnsinnig gerne neue Stile und Techniken aus. Allerdings fehlt mir dafür oft die Zeit.

An welchem Projekt arbeitest Du aktuell?

Das darf ich leider nicht verraten. Aber so viel kann ich wohl sagen: seit Februar weihnachtet es in meinem Atelier und das geht noch bis August so weiter. Vier verschiedene Weihnachtsprojekte werde ich bis dahin für verschiedene Verlage illustriert und zum Teil auch geschrieben haben. Als Illustrator im Kinderbuchbereich lebt man oft in zwei Jahreszeiten.

https://www.outi-kaden.de
© Abbildungen: Outi Kaden

Ein Beitrag zum Thema „Buchherstellung“, Evelyn Kuttig


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Evelyn Kuttig

Evelyn Kuttig

Ich arbeite(te) als Grafikdesignerin, Projektmanagerin, Rechercheurin, Redakteurin und Texterin. – Das Blog enthält Berichte aus meinem Arbeitsalltag und Gastbeiträge aus vielfältigen Arbeitsfeldern, die zur Entstehung von Büchern beitragen. – Auch im Ruhestand stehe ich Interessierten mit meinen vielseitigen Kenntnissen und Erfahrungen und psychologischem Gespür immer noch gerne mit Rat und Tat und Empfehlungen zur Seite.

15 Gedanken zu „Outi Kaden, Kinderbuchillustratorin – interviewt von Evelyn Kuttig“

  1. Ein schöner Einblick! Als junges Mädchen hatte ich auch eine Weile die Idee, Buchillustratorin zu werden und lebe Tür an Tür mit einer. Das hält das Interesse wach. Jetzt werde ich bewusster nach Büchern von Outi Kaden schauen.
    Bon week-end!
    Astrid

  2. Liebe Evelyn, was für ein schöner Artikel! Es ist immer toll in Outis Welt einzutauchen. Das Foto ihres Arbeitszimmers fand ich besonders spannend…ein Wimmelbild für mich 🙂
    LG
    Steff

    1. hihi…und dabei hab ich noch extra vorher aufgeräumt. Wenn du es jetzt sehen könntest….es ist noch viiiiel wimmeliger – um es mal positiv auszudrücken 😉 . Liebe Grüße, Outi

  3. Ich liebe Outis Wichtel. Und warte schon sehnsüchtig auf hoffentlich kommende Enkel, damit ich mit ihnen in den Wichtelbüchern lesen kann. Eins habe ich in guter Voraussicht schon mal gekauft. Das Weihnachtswichtelbuch.

  4. Hallo und guten Tag, Outi Kaden ist für mich eine ganz BESONDERE. Ihr Fühlen und Spüren für die unsichtbaren Wesen in unserem Umfeld haben nicht viele Menschen. Und wenn wieder neue Bilder von ihr entstehen, fühle ich mich ebenso mir diesen kleinen bezaubernden Wesen stark verbunden. Dies mag wohl daran liegen, dass auch ich schreibe und zugleich als Märchenerzählerin aktiv tätig bin. Ich bewundere Outi sehr.

    1. Liebe Angela,
      ich lese gerade auf Deiner Website über Dein Wirken als Märchenerzählerin für Demenzkranke. Das ist u.a. auch ein Arbeitsfeld von Margarete aus Aachen mit ihren Therapeutic-Touch-Anwendungen, die vor Dir kommentierte. Bist Du schon mal Walburga Kliem begegnet, einer Märchenerzählerin, die ich sehr schätze?
      Du schreibst nicht nur, Du zeichnest auch, nicht wahr?
      Herzliche Grüße
      Evelyn

    2. Vielen Dank, liebe Angela. Bei mir ist es eher so, dass ich durch die Natur laufe, z.B. irgendeinen tollen Pilz sehe und denke: das wäre ein netter Unterstand für einen Wichtel bei Regen. Liebe Grüße, Outi

  5. Ich freue mich sehr, mehr über Outi erfahren zu haben. Ihre Illustrationen sind einfach kindisch gut! Ich kann mich an ihnen nicht satt sehen und hoffe, dass sie noch ganz viele Geschichten zeichnerisch umsetzt.

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