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Die Entstehungsgeschichte von „Als Ela das All eroberte”: Ein Kinderbuch bricht Barrieren – von Raúl Krauthausen und Adina Hermann

Die Idee

Die Entstehung von „Als Ela das All eroberte” ist für uns mehr als nur die Geschichte eines Kinderbuches. Die Idee zu „Als Ela das All eroberte“ entstand aus einem sehr persönlichen Bedürfnis heraus, als wir eines Nachmittags über die Bücher unserer Kindheit sprachen. In den meisten Büchern fühlten wir uns, als Kinder mit Behinderung, gar nicht repräsentiert. Und die wenigen Werke, die Menschen mit Behinderungen enthielten, waren uns oft unangenehm: Sie waren entweder voller Mitleid und Bedauern – und blickten dabei defizitär auf die Behinderung – oder sie strotzten vor Bewunderung, wie “die Person ihr Schicksal meisterte”. Das waren peinliche Bücher, die wir nicht freudig mit unseren Freund*innen ohne Behinderung geteilt und besprochen hätten. Diese Kinderbücher fristeten ein Dasein in der zweiten, unsichtbaren Bücherreihe in unseren Regalen. Versteckt hinter denen, die allen Gleichaltrigen Spaß machten.

Wir wollten nun, als Erwachsene, also das Kinderbuch schreiben, das wir selbst als Kinder gerne gelesen hätten: Ein Buch, das Abenteuer, Freundschaft und das Überwinden von Hürden in den Mittelpunkt stellt, statt die Behinderung selbst. Ein Buch, das Kinder stärkt, an sich und ihre Träume zu glauben. Und ermutigt, die vermeintlich allseits akzeptierten Regeln und Rollenbilder zu hinterfragen. Ein Buch, das in die Welt hinausschreit: Jeder Mensch hat Träume und diese Träume haben die Kraft, die Welt zu verändern.

Der Schreibprozess

Das Schreiben eines Kinderbuches, das sowohl unterhaltend als auch lehrreich sein soll – ohne den pädagogischen Zeigefinger zu erheben – und nebenbei eine inklusive Botschaft vermittelt, war für uns keine leichte Aufgabe. Wir standen vor der Herausforderung, eine Geschichte erzählen zu wollen, die Kinder anspricht, sie zum Träumen bringt und gleichzeitig aufklärt. Die Entscheidung, Ela, die Heldin des Buches, einen Rollstuhl nutzen zu lassen, war eine der grundlegenden Entscheidungen. Schließlich können wir hier als Expert*innen in eigener Sache authentisch über eine Kindheit mit Rollstuhl schreiben. Eine weitere wichtige Entscheidung war, auf inklusive Teamarbeit zu setzen. Sowohl der Text von uns beiden als auch die Illustrationen entstanden durch Teamwork: Die bunte Bilderwelt des Buches wurde von Laura Rosendorfer und Adina Hermann in enger Zusammenarbeit erstellt. Adina, selbst Kommunikationsdesignerin und Rollstuhlfahrerin, konnte so die Authentizität sicherstellen, während Laura langjährige Erfahrung in der Gestaltung von Kinderbüchern mitbrachte. Auch durch das Sensitivity Reading wurde bewusst abgesichert, dass der inklusive Charakter des Buches möglichst umfassend betrachtet wird.

Wissenschaft trifft auf Abenteuer

„Als Ela das All eroberte” ist übrigens – das ist uns wichtig – nicht nur ein Abenteuerbuch. Es ist auch ein wissenschaftliches Werk, das Kindern viele spannende Fakten rund um das Weltall näherbringt. Dafür haben wir uns im Vorfeld intensiv mit dem Thema Weltraum beschäftigt und mit Insa-Thiele Eich sogar eine echte Astronautin konsultieren dürfen, um die Geschichte glaubwürdig zu gestalten. Um doppelt abzusichern, dass die Fakten im Buch nicht nur korrekt, sondern auch aktuell sind, wurde noch ein weiterer wissenschaftlicher Experte hinzugezogen. Dieser Ansatz verleiht dem Buch eine zusätzliche Ebene der Authentizität und zeigt, dass Lernen und Spaß Hand in Hand gehen können.

Empowerment als Kernbotschaft

Die Kernbotschaft des Buches ist Inklusion und Empowerment, aber auch viele feministische Facetten finden sich darin. Schließlich gibt es viele Parallelen in beiden Diskriminierungsformen und durch unsere Protagonistin Ela ist ihr Erleben – als Mädchen mit Behinderung – ohnehin intersektional. Wir wollten ein Buch schaffen, das Kinder ohne Behinderung ebenso anspricht wie Kinder mit Behinderung. Ein Buch, durch das sich Kinder mit Behinderung repräsentiert und gesehen fühlen. Ein Buch, das gleichzeitig allen Kindern zeigt, dass jede*r einen Platz in der Welt hat und Träume wahr werden können, unabhängig von körperlichen Merkmalen. Und vielleicht auch ein Buch, dass den vor- und mitlesenden Erwachsenen ein wenig die Augen öffnet und sie ermutigt, ihren Kindern Flügel zu geben. „Als Ela das All eroberte“ ist somit mehr als ein Kinderbuch; es ist ein Plädoyer für eine Gesellschaft, in der jeder Mensch wertgeschätzt und mit seinen Wünschen ernst genommen wird. Denn: Die größten Abenteuer beginnen mit dem Glauben an sich selbst.

Premieren-Lesung im Berliner Zeiss-Großplanetarium am 25.02.2024 – Foto © Andi Weiland
Lesung von „Als Ela das All eroberte“ mit Auftritt von Sukini – Foto © Andi Weiland
Auf der Bühne Raul Krauthausen und Adina Hermann – Foto © Andi Weiland
Raul liest aus „Als Ela das All eroberte“ – Foto © Andi Weiland
Adina liest aus „Als Ela das All eroberte“ – Foto © Andi Weiland
Ein lebhaftes Publikum – Foto @ Andi Weiland

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Raúl Krauthausen, Aktivist und Gründer der Sozialheld*innen, und Adina Hermann, Vorständin und Head of Design bei den Sozialheld*innen – Sozialhelden e.V. in Berlin

Andi Weiland, freier Fotograf und Projektleiter von Gesellschaftsbilder.de, eine Fotodatenbank vom Sozialhelden e.V.

 

Ein Beitrag zum Thema „Buchherstellung“, Schwarzaufweiss Evelyn Kuttig

 


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Evelyn Kuttig

Evelyn Kuttig

Ich arbeite(te) als Grafikdesignerin, Projektmanagerin, Rechercheurin, Redakteurin und Texterin. – Das Blog enthält Berichte aus meinem Arbeitsalltag und Gastbeiträge aus vielfältigen Arbeitsfeldern, die zur Entstehung von Büchern beitragen. – Auch im Ruhestand stehe ich Interessierten mit meinen vielseitigen Kenntnissen und Erfahrungen und psychologischem Gespür immer noch gerne mit Rat und Tat und Empfehlungen zur Seite.

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